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Hilft Botox bei Migräne?
Normale Kopfschmerzen sind natürlich auch schon lästig. Aber die Lebensbeeinträchtigung ist auf keinem Fall mit einer Migräne zu vergleichen. Bei Migräne kann man nämlich wirklich oft das Gefühl haben, dass der Kopf „explodiert“. Und leider können dabei Migräne Anfälle tagelang andauern.
Klassische Medikation kann und muss Teil einer nach vorne gerichteten Migräne Therapie sein. Dennoch stellt sich immer die Frage: Gibt es noch weitere Alternativen? In diesem Zusammenhang werde ich oft gefragt ob Botox diesbezüglich eine interessante und effektive Behandlungsmethode darstellt. Darüber und wie Botox wirkt werde ich in diesem kurzen Beitrag sprechen.
Schon mal vorab: Botox kann Sinn machen und hilft vielen meiner Patienten über ihre schweren Migräne-Phasen hinweg. Aber natürlich ist es kein Heilmittel, kann aber gut ergänzend zu anderen therapeutischen Methoden angewandt werden.
Da wir das schon mal geklärt haben: Was ist Botox, wie wirkt es, wie sieht eine typische Anwendung aus?
Migräne kurz erklärt
Einzelne Migräneanfälle sind von mittlerer bis starker Intensität und oft durch ein pochendes oder pochendes Gefühl gekennzeichnet. Obwohl sie häufig einseitig sind, können sie überall auf dem Kopf, im Nacken und im Gesicht auftreten – oder auch überall. Im schlimmsten Fall sind sie mit Licht-, Lärm- und/oder Geruchsempfindlichkeit verbunden. Übelkeit ist eines der häufigsten Symptome und verschlimmert sich bei Aktivität, was oft zu einer Behinderung der Patienten führt. In vielerlei Hinsicht ist die Migräne mit einem alkoholbedingten Kater vergleichbar.
Migräneschmerzen können sich im Gesicht bemerkbar machen, wo sie fälschlicherweise für Nasennebenhöhlenkopfschmerzen gehalten werden – oder im Nacken, wo sie fälschlicherweise für Arthritis oder Muskelkrämpfe gehalten werden können. Erschwert wird die Migräne-Diagnose dadurch, dass die Kopfschmerzen von anderen „nebenhöhlenähnlichen“ Symptomen begleitet sein können, z. B. tränenden Augen, verstopfter Nase und einem Druckgefühl im Gesicht. Die meisten Patienten, die denken, sie hätten Sinuskopfschmerzen, haben in Wirklichkeit Migräne.
Bei bis zu 25 Prozent der Patienten kann dem Migränekopfschmerz eine Aura vorausgehen. Dabei handelt es sich um ein vorübergehendes neurologisches Syndrom, das sich langsam entwickelt und in der Regel kurz nach Beginn der Schmerzen wieder verschwindet. Die häufigste Form der Migräneaura sind visuelle Störungen (blinkende Lichter, Zickzacklinien, blinde Flecken), aber auch Taubheitsgefühle, Verwirrtheit, Sprachstörungen, Schwindel und andere stromschlagartige neurologische Symptome treten auf. Bei manchen Patienten treten Auren auch ohne Kopfschmerzen auf.
Die Migräne Auslöser
Die genaue Ursache der Migräne ist noch nicht vollständig geklärt. Allerdings wissen wir, dass viele Faktoren eine Migräne auslösen können.
Mögliche Migräneauslöser sind unter anderem:
- Stress
- Schlafmangel oder Jetlag
- Hunger oder Dehydrierung
- Lebensmittel
- Zusatzstoffe
- Alkohol
- Koffein
- Medikamentenübergebrauch
- Gerüche
- Licht und Geräusche
- Wetter
- Weibliche Hormone
- körperliche Aktivität
So behandelt man Migräne herkömmlich
Schwere, häufige oder von neurologischen Symptomen begleitete Migräne lässt sich am besten vorbeugend behandeln, in der Regel mit einer Kombination aus Ernährungsumstellung, Änderungen der Lebensweise, Vitaminen und täglich einzunehmenden verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die meisten unserer besten Präventivmedikamente werden häufig auch für andere medizinische Zwecke eingesetzt; die meisten sind Blutdruckmittel, Antidepressiva oder Epilepsiemedikamente.
Einzelne Kopfschmerzattacken werden am besten frühzeitig behandelt, oft mit einem oder mehreren der folgenden Medikamente: Triptane, nichtsteroidale Antirheumatika, Antiemetika und manchmal Narkotika oder Steroide.
Die Migräne dauert in der Regel einige Stunden bis einige Tage und spricht gut auf spezifische Behandlungen an. Bei einigen Patienten ist die Migräne jedoch besonders schwer und lang anhaltend – und kann sogar chronisch werden, d. h. über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinweg kontinuierlich auftreten. Wird die intermittierende Migräne nicht richtig behandelt oder bleibt sie unbehandelt, kann sie sich in einen chronischen, täglichen Kopfschmerz verwandeln, mit anhaltenden und schwelenden Symptomen, die in regelmäßigen Abständen in eine „ausgewachsene“ Migräne übergehen. Dieser Zustand ist äußerst schwer zu behandeln.
Was ist Botox?
Botox wird aus C. botulinum-Bakterien gewonnen, die in vielen natürlichen Lebensräumen vorkommen, z. B. im Boden, in Seen, in Wäldern und im Darmtrakt von Säugetieren und Fischen.
Natürlich vorkommende C. botulinum-Bakterien und -Sporen sind im Allgemeinen harmlos. Probleme entstehen erst, wenn sich die Sporen verwandeln und die Zellpopulation zunimmt. Ab einem bestimmten Punkt beginnen die Bakterien, Botulinumtoxin zu produzieren, das tödliche Neurotoxin, das für Botulismus verantwortlich ist.
Botulinumtoxin ist extrem gefährlich. Einige Wissenschaftler haben geschätzt, dass 1 Gramm einer kristallinen Form des Toxins 1 Million Menschen töten könnte und dass ein paar Kilogramm jeden Menschen auf dem Planeten töten könnten.
Wenn Botox jedoch in einem therapeutischen Kontext angemessen verwendet wird, ist es sicher und hat nur wenige Nebenwirkungen.
Die Hersteller stellen Botox-Injektionen mit sehr geringen Dosen von Botulinumtoxin her. Das Medikament kann letztendlich Muskeln vorübergehend lähmen, was Menschen mit verschiedenen Muskel- oder Nervenerkrankungen zugute kommen kann. Daher auch die Verbindung zur Thematik „Migräne“.
So funktioniert Botox grundsätzlich
Botox ist ein Neurotoxin. Diese Substanzen zielen auf das Nervensystem ab und stören die Nervensignalprozesse, die die Muskelkontraktion anregen. Auf diese Weise bewirkt das Medikament eine vorübergehende Muskellähmung.
Damit sich ein Muskel zusammenziehen kann, setzen die Nerven an der Stelle, an der die Nervenenden auf die Muskelzellen treffen, einen chemischen Botenstoff namens Acetylcholin frei. Acetylcholin bindet sich an Rezeptoren auf den Muskelzellen und bewirkt, dass sich die Zellen zusammenziehen oder verkürzen.
Botox-Injektionen verhindern die Freisetzung von Acetylcholin, wodurch sich die Muskelzellen nicht mehr zusammenziehen. Auf diese Weise trägt das Toxin dazu bei, dass die Muskeln weniger steif werden.
Und genau das ist der Trick, weshalb Botox eine interessante Therapie-Alternative für viele Migräne Patienten sein kann.
Die Botox Wirkung bei Migräne
Sie haben es sicherlich schon gemerkt: Der Mechanismus, mit dem Botox bei Migräne wirkt, ist komplex. Man geht davon aus, dass er durch die Verringerung der Freisetzung von entzündlichen und erregenden Neurotransmittern und Proteinen funktioniert.
Neurotransmitter sind chemische Stoffe, die das Nervensystem zur Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen, auch Neuronen genannt, verwendet. Proteine sind große biologische Moleküle, die wichtige strukturelle, funktionelle und regulatorische Aufgaben in Ihren Zellen erfüllen.
Einer dieser Protein-Neurotransmitter ist das Calcitonin-Gen-verwandte Peptid (CGRP), das bei Menschen, die unter Migräne leiden, erhöht sein kann.
Es wird angenommen, dass die sensorischen Nervenenden bei Migränepatienten überaktiv sind. Botox hilft zu verhindern, dass Schmerzsignale von den peripheren Nerven an das Gehirn gesendet werden, und es wird angenommen, dass es auch die Aktivität von CGRP verringert.
Die Botox Nebeneffekte
Nacken- und Kopfschmerzen sind die häufigsten Nebenwirkungen bei Menschen, die unter chronischen Migränekopfschmerzen leiden und Botox verwenden.
Es ist zwar selten, aber Sie können allergisch auf Botox reagieren. Anzeichen dafür können Nesselsucht, Kurzatmigkeit oder Schwellungen in den Unterschenkeln sein. Obwohl es keinen bestätigten Fall gibt, in dem Botox auf andere Körperteile übergegriffen hat, ist dies möglich und könnte tödlich sein. Das muss man eben auch mal gesagt haben, aber derartige Fälle sind mir ehrlich gesagt nicht bekannt.
Die Botox Behandlung bei Migräne
Wenn Sie Ihre erste Botox-Behandlung erhalten, sollten Sie mit einer Behandlungsdauer von etwa 20 Minuten rechnen. Wir verwenden dafür sehr kleine Nadeln, die sich bei der Anwendung kaum schmerzhaft bemerkbar machen. Dabei injizieren wir kleine Mengen Botox in flache Muskeln in der Haut. Die genaue Anzahl der Injektionen ist immer sehr stark abhängig von den individuellen Beschwerde-Grad der Patienten.
Es kann bis zu sechs Monate dauern, bis sich der maximale Nutzen von Botox einstellt. In der Zwischenzeit können Sie Ihre regulären Medikamente weiter einnehmen, ohne dass es zu Wechselwirkungen kommt.
So. Viele Worte. Aber eine klare Aussage. Botox kann sich für Sie bei Migräne-Problemen lohnen. Lassen Sie uns darüber reden. Wir können helfen. Melden Sie sich doch bitte bei uns für einen Gesprächs-Termin. Gerne auch per Online-Buchung.
Ihre Dr. Meike Maehle
Neurologie München | Privatpraxis
Neurologische Privatärztin München
Dr. Meike Maehle
Ich bin Ihre Ansprechpartnerin bei der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von körperlichen und seelischen Belastungen. Auch Ihre Zuhörerin und effektive Therapeutin. Dabei verbinde ich immer das Beste aus der aktuellsten Leitlinien-Medizin mit effektiven alternativen Verfahren.
Für Ihr Wohlbefinden | Ihre Dr. Maehle | Neurologie München