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Leqembi erklärt: Durchbruch in der frühen Therapie der Alzheimer-Krankheit
Alzheimer – eine der heimtückischsten Krankheiten unserer Zeit – betrifft Millionen von Menschen weltweit. Und damit auch viele meiner Patienten.
Mit der Zulassung des Medikaments Leqembi (Lecanemab) gibt es nun neue Hoffnung für Betroffene und ihre Familien, und für uns Alzheimer Experten. Dieses innovative Medikament verspricht, den Krankheitsverlauf im frühen Stadium zu verlangsamen. Doch wie wirkt es genau? Was macht es anders als bisherige Therapien? Und welche Chancen bietet es den Patienten? Tauchen wir ein in die Welt von Leqembi, um Antworten zu finden.
Wie Alzheimer das Leben verändert
Alzheimer ist weit mehr als „ein bisschen Vergesslichkeit“. Es handelt sich um eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, bei der sich sogenannte Amyloid-beta-Plaques bilden. Diese Plaques stören die Kommunikation zwischen Nervenzellen und führen schließlich dazu, dass diese absterben. Mit der Zeit schrumpft das Gehirn – Erinnerungen, Fähigkeiten und Persönlichkeit gehen verloren.
Unsere bisherige Therapien konzentrierten sich darauf, die Symptome zu lindern oder die Lebensqualität zu verbessern. Doch ein wirklich durchgreifendes Mittel, um die Ursache der Erkrankung anzugehen, gab es bislang nicht. Genau hier setzt Leqembi an. Und wir sehen das mit großer Hoffnung.
Wie wirkt Leqembi gegen Alzheimer?
Leqembi basiert auf dem Wirkstoff Lecanemab, einem speziell entwickelten Antikörper. Es zielt gezielt auf das Amyloid-beta-Protein ab, das sich bei Alzheimer-Patienten im Gehirn ansammelt und für die gefürchteten Plaques verantwortlich ist.
Ein genauerer Blick auf die Wirkung:
- Angriff auf die Ursache: Leqembi bindet an lösliche Amyloid-beta-Proteine, bevor diese sich zu gefährlichen Plaques zusammenschließen können.
- Plaque-Reduktion: Studien zeigen, dass es bereits bestehende Plaques abbauen kann, wodurch die Kommunikation zwischen Nervenzellen verbessert wird.
- Schutz der Gehirnfunktion: Indem die Plaquebildung verlangsamt wird, soll der geistige Verfall im frühen Stadium der Krankheit um etwa 27 % innerhalb von 18 Monaten reduziert werden.
Forschung belegt Wirksamkeit:
In der wegweisenden CLARITY-AD-Studie mit 1.795 Teilnehmern wurde nachgewiesen, dass Leqembi die kognitive Leistungsfähigkeit länger erhält. Patienten berichten, dass sie sich geistig klarer fühlen und den Alltag besser bewältigen können. Es geht dabei nicht nur um Zahlen, sondern um echte Lebensqualität – wie das bewusste Erleben wichtiger Momente mit Familie und Freunden.
Für wen ist Leqembi geeignet?
Leqembi ist speziell für Menschen im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung entwickelt, wie etwa bei einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI).
Voraussetzungen für die Behandlung:
- Frühes Krankheitsstadium: Patienten sollten nur leichte Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit aufweisen.
- Genetische Tests: Vor der Therapie wird geprüft, ob der Patient das ApoE4-Gen trägt, da dies das Risiko für Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen erhöht.
Jeder Fall muss individuell beurteilt werden. Menschen mit schwer kontrollierbarem Bluthochdruck oder die Blutverdünner einnehmen, können möglicherweise nicht behandelt werden.
Was macht Leqembi anders als andere Therapien?
Die von uns momentan eingesetzten Alzheimer-Medikamente konzentrierten sich darauf, die Hirnleistung zu stimulieren oder Begleiterscheinungen zu lindern. Leqembi geht aber einen völlig neuen Weg: Es greift direkt in den Krankheitsprozess ein, indem es die Ursache bekämpft.
- Ein Fortschritt in der Forschung: Leqembi ist das erste Medikament, das nicht nur Symptome mildert, sondern die für Alzheimer typischen Plaques im Gehirn gezielt reduziert.
- Langfristige Perspektive: Unsere Hoffnung ist übrigens noch etwas positiver, denn es gibt Anzeichen dafür, dass die Wirkung mit längerer Einnahme noch stärker wird – ein vielversprechender Ansatz für zukünftige Studien.
Welche Vorteile bietet Leqembi?
Für viele Patienten und ihre Familien bedeutet Leqembi vor allem eines: Zeit. Zeit, um wichtige Momente bewusster zu erleben, Beziehungen zu pflegen und den Alltag besser zu meistern.
- Verlangsamung des Krankheitsverlaufs: Mit Leqembi können Patienten ihre Selbstständigkeit länger bewahren.
- Gezielte Behandlung: Anders als allgemeine Alzheimer-Medikamente wirkt Leqembi spezifisch gegen Amyloid-beta-Plaques.
- Wissenschaftlich fundiert: Die positiven Ergebnisse der CLARITY-AD-Studie liefern eine solide Grundlage für den Einsatz des Medikaments.
Dennoch bleibt realistisch zu sagen: Leqembi heilt Alzheimer nicht. Es schenkt jedoch Lebensqualität und Hoffnung – eine Perspektive, die in der Alzheimer-Therapie lange Zeit fehlt.
Die Schattenseiten: Nebenwirkungen und Herausforderungen
Wie jedes Medikament ist auch Leqembi nicht ohne Risiken. Die häufigste Nebenwirkung sind Hirnschwellungen, die bei etwa 17 % der Studienteilnehmer auftraten. Diese verliefen in den meisten Fällen symptomlos, erforderten aber regelmäßige MRT-Kontrollen.
Weitere Herausforderungen:
- Kosten: Die Behandlung ist kostspielig. Es ist noch nicht ganz geklärt, wie in Deutschland die Kostenübernahme erfolgen soll.
- Zugang: Die Therapie erfordert regelmäßige Infusionen und damit Arztbesuche.
Trotzdem überwiegt für viele Betroffene die Aussicht, wertvolle Lebenszeit zu gewinnen.
Blick in die Zukunft: Was bedeutet Leqembi für die Alzheimer-Therapie?
Die Einführung von Leqembi markiert einen Meilenstein in der Alzheimer-Forschung. Ich als Alzheimer Expertin hoffe sehr, dass die Erkenntnisse zu Lecanemab den Weg für weitere Antikörper-Medikamente ebnen und die Forschung zu den Ursachen der Krankheit beschleunigen.
- Frühdiagnostik wird wichtiger: Die Behandlung ist nur im frühen Stadium effektiv, was den Fokus auf frühe Diagnosemöglichkeiten verstärken wird.
- Personalisierte Medizin: Leqembi zeigt, wie wichtig genetische Tests und individuell angepasste Therapien sind – ein Trend, der die Medizin revolutionieren könnte.
Für die Millionen von Menschen, die mit Alzheimer leben, ist Leqembi ein Hoffnungsschimmer – nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für eine Zukunft, in der Alzheimer eines Tages besiegt werden könnte.
Ihre Dr. Meike Maehle
Neurologie München | Privatpraxis
Neurologische Privatärztin München
Dr. Meike Maehle
Ich bin Ihre Ansprechpartnerin bei der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von körperlichen und seelischen Belastungen. Auch Ihre Zuhörerin und effektive Therapeutin. Dabei verbinde ich immer das Beste aus der aktuellsten Leitlinien-Medizin mit effektiven alternativen Verfahren.
Für Ihr Wohlbefinden | Ihre Dr. Maehle | Neurologie München